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Essay "Im Reiche des silbernen Löwen"

Daten

TitelIm Reiche des silbernen Löwen
AutorRolf Dernen

Zugeordnete Texte

Konkordanz dieser Texte

TitelUntertitelKurzbemerkung
Die »Umm ed Dschamahl« 
Im Reiche des silbernen LöwenDie Rose von SchirasZeitschriftenfassung
Im Reiche des silbernen Löwen 1 Buchausgabe
Im Reiche des silbernen Löwen 2 Buchausgabe
Im Reiche des silbernen Löwen 3 Buchausgabe
Im Reiche des silbernen Löwen 4 

Konkordanz dieser Texte

Im Reiche des silbernen Löwen

Aus der Werkstatt eines Erfolgsschriftstellers VI

1. Teil: Band I und II

Eine Erklärung vorweg: Wenn ich von vier Bänden IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN schreibe, wird sich vielleicht derjenige wundern, der ausschließlich die Titel der Gesammelten Werke des Karl-May-Verlags (KMV) kennt. Ich verwende in meiner "Werkstatt"-Reihe die Titel der ersten Buchausgabe, beim KMV heißen die vier Bände heute DER LÖWE DER BLUTRACHE, BEI DEN TRÜMMERN VON BABYLON, IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN und DAS VERSTEINERTE GEBET. Der Grund für diese Titeländerungen ist nachvollziehbar, denn eigentlich haben die beiden ersten Bände mit Band III und IV inhaltlich nicht viel zu tun. - Außerdem möchte ich im Folgenden darstellen, mit welchen Schwierigkeiten May zu tun hatte, Erwartungen von Verleger und Lesern zu erfüllen, speziell in Bezug auf den Umfang der Bücher.

Am 19. November 1898 erscheint im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld als Nr. 26 von "Karl May's gesammelte[n] Reiseerzählungen" der erste Band IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN (1.-15. Tausend). (Die Lieferungsausgabe beginnt bereits am 20. August.) Mit WEIHNACHT, Band 24 der "Gesammelten Reiseerzählungen", hat May ein knappes Jahr zuvor ein Buch aus einem Guss abgeliefert, nun müssen die Leser wieder einmal mit einem Flickwerk vorlieb nehmen, vergleichbar mit den Bänden WINNETOU II und III sowie OLD SUREHAND II. Eigentlich soll zu diesem Zeitpunkt mit AM JENSEITS zunächst der 25. Band der grünen Reihe herauskommen, May wird aber nicht fertig damit. Er wehrt sich allerdings auch gegen den Vorschlag seines Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld, IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN als Band 25 an WEIHNACHT anzuschließen, zu wichtig scheint ihm AM JENSEITS als "Jubiläumsband" mit der Nummer 25.
AM JENSEITS wird Mays erster Schritt zur Überwindung des reinen Abenteuerromans werden, trotzdem pflegt der Autor auch 1898 immer noch die Old-Shatterhand/Kara-ben-Nemsi-Legende. So schreibt er an Fehsenfeld am 1. Oktober: "Sobald ich mit der Arbeit fertig bin, geht es nach Arabien zu Halef... Ich freue mich königlich, daß ich meine Haddedihn wiedersehe!" Die Orientreise ist zu diesem Zeitpunkt demnach schon geplant, zu den Haddedihn wird sie May allerdings nicht führen.
Obwohl May fleißig an AM JENSEITS arbeitet und außerdem die ersten beiden Bände des SILBERNEN LÖWEN zusammenstellen muss, ist er in der zweiten Hälfte des Jahres 1898 viel unterwegs, allerdings nicht in exotischen Gefilden. Im September weilen Karl und Emma May für zwei Wochen in Kirchheim unter Teck bei dem befreundeten Ehepaar Weise, im Oktober geht es nach Prag, wo sich May mit dem Verleger Vilimek wegen der Übersetzung seiner Werke auseinandersetzt. "Es gibt gegenwärtig keinen Schriftsteller, dessen Werke so viel ohne Berechtigung nachgedruckt werden wie die meinigen", klagt May in einem Brief vom 20. Oktober. Und es gibt noch weiteren Ärger, unter anderem selbstverschuldeter. May, der die Redaktion des Radebeuler Adressbuches am 8. Oktober gebeten hatte, seinen Doktortitel (den er nicht besaß) aufzunehmen, erhält eine Woche später vom Gemeindevorstand eine Strafnotifikation mit der Bemerkung, dass er sich fälschlicherweise Dr. phil. nenne. Auch die Literaturkritik steht ihm nicht mehr so wohlwollend gegenüber wie bisher. Den Anfang macht der angesehene Kritiker Carl Muth (Pseudonym: Veremundus). In einer Broschüre mit dem Titel "Steht die katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit" schreibt er in Bezug auf May beispielsweise von "Literarischer Geschmacksverderbnis". "Nicht ganz einwandfrei" seien die Werke Mays auch vom erzieherischen Standpunkt her, als Beispiel nennt Muth den Fall eines jugendlichen Liebespärchens, das in der fränkischen Schweiz aufgegriffen wurde. "Der Junge", so Muth, "dem die Mayschen Romane den Kopf verdreht haben, war schon im vorigen Jahr nach Triest durchgegangen, um sich nach Arabien einzuschiffen." (Es ist interessant, dass auch schon vor 100 Jahren einem Kommunikationsmedium die Schuld am Fehlverhalten Jugendlicher gegeben wurde. Immer sind es die "bösen" Bücher, Filme etc.; so billig macht man es sich heute ja auch noch.)
Auch die langjährige Verbindung zur Zeitschrift DEUTSCHER HAUSSCHATZ bröckelt. Hier, wo May einen Großteil seiner Reiseerzählungen erstveröffentlicht hat, scheint man dem Autor nicht mehr hundertprozentig gewogen zu sein. Die in den Achtziger Jahren beim Verlag Münchmeyer veröffentlichten "Schundromane" (WALDRÖSCHEN, DER VERLORNE SOHN u.s.w.)kommen ins Gerede, May beschwert sich später (1901) über vom Verleger Pustet 1898 verschickte Waschzettel, "welche einen Verrath an der Freundschaft enthielten".

May hat in diesem Jahr also, um es salopp zu sagen, einiges um die Ohren, während er die SILBERLÖWEN-Bände I und II zusammenstellt. Das erste Drittel von Band I übernimmt er aus seiner im DEUTSCHEN HAUSSCHATZ (23. Jahrgang, 1896/97) veröffentlichten Erzählung IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN. Die Überschrift der "Erste[n] Abteilung" klingt mit DIE ROSE VON SCHIRAS orientalisch, es folgt aber erstmal eine Wildwest-Erzählung, die Old Shatterhands Situation nach dem Tode Winnetous schildert. Möglicherweise lag dieser Text schon seit längerer Zeit in Mays Schreibtisch-Schublade und war ursprünglich für die Buchausgabe von WINNETOU III bestimmt.
Kurz nach dem Beginn des dritten Kapitels von Band I unterbricht May den HAUSSCHATZ-Text und fügt für die Buchausgabe eine Erzählung ein, die bereits 1895 entstanden und unter dem Titel SCHEBA ET THAR im REGENSBURGER MARIENKALENDER 1898 erschienen ist. Sie gibt darüber hinaus in Übersetzung dem Kapitel die Überschrift: DER "LÖWE DER BLUTRACHE". Welchen Grund hat May für diesen Einschub? Der "Hausschatz"-Text ist zu lang für einen Band, aber zu kurz für zwei. Da muss weiteres Material her, ob es in den Zusammenhang passt oder nicht.
Mit dem vierten Kapitel übernimmt May wieder den "Hausschatz"-Text aus dem 24. Jahrgang des Blattes (1897/89), der dort unter dem länglichen Titel erschien: IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN. / REISEERZÄHLUNG VON KARL MAY. / ERSTES KAPITEL . - AM TURM ZU BABEL. Mit diesem umfangreichen Text kann er nun den ersten Band beschließen und den zweiten bis zur Seite 452 füllen. Die Fehsenfeld-Bände umfassen aber mehr als 600 Seiten, da bedarf es weiteren Materials. Es ist möglich, dass May sich bei der Zusammenstellung des zweiten Bandes in Bezug auf den Umfang erst einmal geirrt hat. Außerdem ist er mit "Am Jenseits" beschäftigt, ein Band, den er so schnell wie möglich herausbringen will. Die geplante Orientreise wird viel Geld kosten und May kann die Honorare für drei neue Bände gut gebrauchen. Hastig arbeitet er die Erzählung UMM ED DSCHAMAHL, die er wiederum für den REGENSBURGER MARIENKALENDER geschrieben hat, um und fügt das Ergebnis als sechstes Kapitel EIN RÄTSEL an. Damit wächst die Seitenzahl des zweiten Bandes SILBERLÖWE auf 628 an, der Herausgabe steht nun nichts mehr im Wege.
Nach Mays Scheidung von seiner ersten Frau Emma (1903) nimmt der Autor Korrekturen an Band I und II des SILBERLÖWEN vor. Im Rahmen der Gespräche zwischen Halef und Kara ben Nemsi war bisher der Name der Ehefrau des Ich-Helden stets mit "Emmeh" angegeben worden. May ändert diesen nun in "Dschanneh". Auf Seite 40 von Band II ist allerdings "Emmeh" gleich viermal stehengeblieben.
Soweit sind wir aber in der Chronologie noch nicht. Der 2. Band erscheint Mitte Dezember 1898 und May widmet sich nun der Vervollständigung von AM JENSEITS. Im März des folgenden Jahres ist das Manuskript abgeschlossen und am 24. desselben Monats bricht May zu seiner großen Orientreise auf. Nach seiner Rückkehr wird sich vieles verändert haben, die folgenden Bände des SILBERLÖWEN werden sich von den ersten beiden grundlegend unterscheiden. Dazu mehr in der nächsten Ausgabe von KARL MAY & Co.

Aus der Werkstatt eines Erfolgsschriftstellers VII

2. Teil: Band III und IV

Die Bände III und IV von "Im Reiche des Silbernen Löwen" (in der Ausgabe des Karl-May-Verlages tragen sie heute die Titel "Im Reich des silbernen Löwen" und "Das versteinerte Gebet") haben mit den Handlungen der im letzten Heft von "Karl May & Co." besprochenen ersten beiden Bände so gut wie nichts mehr zu tun. Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bringt auch eine Wende in Mays Werk mit sich. Die Romane und Erzählungen des Autors verlassen die Welt der Heldentaten, der Spannung und der Abenteuer. May wendet sich nach innen, legt die Shatterhand- und Kara-ben-Nemsi-Attitüde weitgehend ab. Namen und Figuren der Reiseerzählungen bleiben zwar vielfach erhalten, werden aber in neue, symbolische Gewänder gekleidet. Die Erfahrungen der großen Orientreise (März 1899 bis Juli 1900) mögen zu diesem Umschwung beigetragen haben, aber bereits der Band "Am Jenseits", beendet kurz vor Mays Abreise, lässt das Folgende erahnen. Jetzt begänne er, so schreibt May im März 1899 an Friedrich Ernst Fehsenfeld, seinen Verleger, mit "seinen eigentlichen Absichten herauszurücken".
Während Mays Reise nehmen die Presseangriffe auf ihn zu. Fedor Mamroth, Redakteur der "Frankfurter Zeitung" greift speziell die Old-Shatterhand-Legende an, nach der May zeitweilig behauptet hatte, alles Erzählte selbst erlebt zu haben. Hermann Cardauns, Chefredakteur der "Kölnischen Volkszeitung" gibt May im Juli 1899 den Rat, er möge "darauf verzichten, Jules Verne und den Apostel Paulus in einer Person darzustellen". Auch im privaten Bereich scheint nicht alles in Ordnung zu sein. May, der seiner Frau Emma von unterwegs zahlreiche Briefe und Geschenke sendet, beklagt sich über die wenigen und nur allzu knappen Antworten, die er von ihr erhält. Zu allem Überfluss gibt der Verleger Adalbert Fischer, von May dazu nicht autorisiert, die Münchmeyer-Romane neu heraus, beginnend mit "Die Liebe des Ulanen".
"Nach anderthalb Jahren endlich wieder daheim!", schreibt May am 10. September 1900 an Fehsenfeld und fährt fort: "Nun bin ich wieder Sklave meiner Leser! Und wie, wie fällt man über mich her, den so Ruhebedürftigen!" Am "Silberlöwen", dessen erste beiden Bände vor der Orientreise erschienen sind, arbeitet er erst einmal nicht weiter, unter anderem beansprucht ihn die Niederschrift von "Et in terra pax" (spätere Buchfassung: "Und Friede auf Erden!". Dieses Werk wird uns in einer der nächsten Folgen beschäftigen). Außerdem arbeitet May an einer Verteidigungsschrift mit dem Titel "Karl May als Erzieher", in der er auf die zunehmenden Angriffe reagiert. Gegen Adalbert Fischer zieht May im Dezember 1901 vor Gericht, um diesem den Nachdruck der Münchmeyer-Romane verbieten zu lassen.

Erst am 6. Februar 1902 kann May an Fehsenfeld schreiben: "Endlich kann ich Sie benachrichtigen, dass wahrscheinlich schon nächste Woche Manuscript vom Band III des 'Silberlöwen' abgehen wird." Das erste Kapitel des dritten Bandes ("In Basra") ist noch im Stil der abenteuerlichen Reiseerzählungen geschrieben. Es stammt auch noch aus der Zeit vor der Orientreise und war ursprünglich für den "Deutschen Hausschatz" bestimmt, die Zeitschrift, in der May den Hauptteil des bisherigen "Silberlöwe"-Textes vor der Buchausgabe veröffentlicht hatte. Mittlerweile war es aber zum Bruch mit der Zeitschrift gekommen, May fordert das noch nicht gedruckte Manuskript zurück und erhält es endlich im Juli 1901. Das "Basra"-Kapitel, das ursprünglich den Titel "Der Löwe von Farsistan" hieß, passt nicht recht zu der symbolischen Aura des weiteren "Silberlöwe"-Textes. Hat May es verwendet, um eine gewisse Verbindung zu den ersten beiden Bänden herzustellen? Auf jeden Fall liegt Basra erst an der Grenze zu Farsistan = Persien, und um eine Reise in eben dieses Land soll es ja bei den "Silberlöwe"-Bänden überhaupt gehen. Nichts anderes ist mit dem "Reiche des silbernen Löwen" gemeint, obwohl das persische Wappentier im Allgemeinen ein goldener oder gelber Löwe war. Immerhin findet sich aber in einem Wappenbuch von 1870 die Beschreibung: "ein liegender silberner Löwe, hinter welchem eine goldene Sonne aufgeht". Diese oder eine ähnliche Beschreibung mag May zu seinem Titel inspiriert haben. Beispielsweise liest man in "Meyers Konversations-Lexikon" von 1888 die Beschreibung "ein silberner, auf Felsen ruhender Löwe, hinter dem die Sonne aufgeht". May selbst erwähnt dieses Wappen im zweiten Band, dort ziert es die Fahnen der Todeskarawane (Vergleiche Hermesmeier/Schmatz: "Ein Motiv in Serie", "Karl May &Co." Nr. 91, Seite 12.)

Mays Lebensumstände in dieser Zeit bleiben eher unerfreulich. Am 14. Februar 1902 stirbt sein guter Freund Richard Plöhn, die Ehesituation zwischen Karl und Emma verschlechtert sich zusehends, dafür kommen sich May und Plöhns Witwe Klara, die aber nach wie vor eine gute Freundin von Emma May ist, immer näher. Im April wird Klara von May als Sekretärin angestellt. May legt ein gutes Arbeitstempo vor; am 9. August erscheint Band III des "Silberlöwen". Einen Vorabdruck des zweiten und der ersten Hälfte des dritten Kapitels hatte es unter dem Titel "Am Tode" zwischen 15. Februar und 30. April in der Zeitschrift "Rhein- und Moselbote" gegeben.
Noch im August bricht May zusammen mit Emma und Klara zu jener unseligen Reise nach Südtirol auf, während der die Ehe endgültig zu Bruch gehen wird. In Mays Nachlassmappe finden sich Notizen wie: "...eine höchst widerliche Fahrt ...Man kann es unmöglich erzählen." Nachdem May am 3. Oktober dann eine einstweilige Verfügung auf Trennung von Emma erreicht hat, reist er mit Klara an den Gardasee, wo er die Arbeit am vierten Band des "Silberlöwen" aufnimmt. Vorher müssen aber noch, so schreibt May an den Stuttgarter Druckereibesitzer Felix Krais, Korrekturen an den Bänden I bis III vorgenommen werden. Wahrscheinlich solche, die sich auf Emma (="Emmeh") beziehen, wie in "Karl May & Co. Nr. 92, Seite 28 erwähnt. Für die aktuelle Auflage dieser Bände kommen diese Korrekturen allerdings zu spät, erst 1905 fließen sie in die jeweils 6. Auflage der ersten beiden Bände ein. Am 26. November gehen die ersten Manuskriptseiten von Band IV an Krais ab, die Niederschrift des vierten Bandes zieht sich allerdings bis weit ins nächste Jahr hinein, da der Inhalt "mit den Ereignissen läuft", so May in einem Brief an Fehsenfeld vom 18. Juli 1903.
Und ereignisreich sind diese Monate in der Tat. Aufgrund anhaltender Kritiken sind May-Werke mittlerweile aus verschiedenen Schulbibliotheken gestrichen worden, am 14. Januar 1903 ergeht der Urteilsspruch zur Scheidung von Emma, einen Monat später schließt May mit dem Verleger Adalbert Fischer einen Vergleich in Bezug auf die Münchmeyer-Romane, worin Fischer sich bereit erklärt, alle "anstößigen" Stellen zu entfernen. Am 31. März heiratet Karl May Klara Plöhn, aber Ruhe ist den Frischvermählten nicht beschieden, die Angriffe auf den Autor gehen weiter. Am 14. September 1903 gelangen endlich die letzten Manuskriptseiten an Krais. "Dieser Band ist Vorbereitung auf Wichtiges", schreibt May dazu im Begleitbrief. Am 1. Oktober 1903 erscheint dann endlich die Buch-Erstausgabe. Der "Silberlöwe"-Zyklus ist abgeschlossen.

Nach dem Tod des Autors (1912) wurden die "Silberlöwe"-Bände im neu gegründeten Karl-May-Verlag (KMV), Radebeul, vorerst unverändert weiter ediert. Ab 1922 erschien dann eine von 624 auf 491 gekürzte Fassung des ersten Bandes mit neuer Kapiteleinteilung, die anderen die Bände blieben bis auf Rechtschreibungsanpassung von Bearbeitungen verschont. Ein umfassendes Bearbeitungskonzept lag allerdings schon in den Zwanzigerjahren vor, kam aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg zur Ausführung: Die beiden ersten Bände erhielten die Titel "Der Löwe der Blutrache" (in der österreichischen Lizenzausgabe "Im Banne der Rache" mit teilweise anderem Text)und "Bei den Trümmern von Babylon". Im "Babylon"-Band vereinigte der KMV die bisher auf beide Bände verteilte Haupthandlung, die von May eingestreuten Einzelerzählungen wurden im "Blutrache"-Band zusammengefasst. Band III und IV erhielten die Titel "Im Reiche des silbernen Löwen" und "Das versteinerte Gebet" sowie den Reihentitel "Im Schatten des Ahriman". Diese Bearbeitung ist inzwischen weitgehend wieder auf das Originalkonzept zurückgeführt worden.

Rolf Dernen

Literaturverzeichnis
Volker Griese: KARL MAY: CHRONIK SEINES LEBENS. Husum. Husum Druck- & Verlagsgesellschaft, 2001
Wolfgang Hermesmeier/Stefan Schmatz: KARL-MAY-BIBLIOGRAFIE 1913-1945 . Bamberg - Radebeul , Karl-May-Verlag. 2000.
Karl May: IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN IV Freiburg 1898. Anhänge zur Reprint-Ausgabe. Reprint, Bamberg, Karl-May-Verlag 1992.
Hainer Plaul: ILLUSTRIERTE KARL-MAY-BIBLIOGRAPHIE. München, K.G. Saur. 1989.
Dieter Sudhoff, Hartmut Vollmer (Hg.): KARL MAYS "IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN". Paderborn. Igel Verlag Wissenschaft, 1993.

Dieser Beitrag stammt mit freundlicher Genehmigung des Autoren und der Redaktion aus "Karl May & Co.", dem Karl-May-Magazin.