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Text-Rezensionen

zum Text: Der Scout, Reiseerlebniß in Mexico von Karl May.

Lesevergnügen 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt
Information über Land und Leute 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt kein Punkt kein Punkt
Biografische Bedeutung 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt


Eintrag von Helmut (vom 21.5.2009) (weitere Einträge von Helmut)

Diese Erzählung erschien von Dezember 1888 bis August 1889 im Deutschen Hausschatz.
Damit ist es die 8. "Winnetou"-Geschichte.
May schrieb sie also offenbar, als er
- "Durch das Land der Skipetaren" und damit den vollständigen großartigen Orientzyklus für den Hausschatz fertiggestellt hatte
- Mit "Der Sohn des Bärenjägers" und "Der Geist des Llano Estaccado" die ersten (z.T. großartigen) Jugenderzählungen für den "Guten Kameraden" geschrieben hatte, und dabei war, den dritten dieser Romane ("Kong Kheou") zu verfassen
- und als er(vor allen Dingen) mit "Der Weg zum Glück" den letzten vollendeten Kolportageroman für Münchmeyer geschrieben hatte, und er damit diese "Werkgattung" wohl endgültig überwunden hatte.
Die größten finanziellen Probleme waren wohl auch vorbei, denn er bekam jetzt von 2 Verlagen (Pustet und Spemann) (mehr oder weniger) regelmäßig Geld, das wohl zum "Auskommen" reichte. Wesentlich besser wurde dies allerdings 5 Jahre später, nach dem Vertrag mit Fehsenfeld.

Und zu diesem Zeitpunkt schrieb er also wieder (nach 5 Jahren!) eine Reiseerzählung, die im "wilden Westen" spielen sollte.
Und natürlich sollte da wieder Winnetou dabei sein.
Nur --- einen Old Shatterhand gibt es in dieser Geschichte nirgends. Das Paar O.S. und Winnetou "lebten" zwar in den Jugenderzählungen weiter (s.o., auch im "Schatz im Silbersee" sollten sie wieder auftreten), aber hier in den in der "Ich-Form" geschriebenen Reiseerzählungen war es erstmal vorbei mit ihnen.
Stattdessen ist hier im "Scout" der Ich-Erzähler vollkommen namenslos und ein echtes "Greenhorn". Kein Pseudo-Greenhorn wie in Winnetou I, der ja in Wahrheit seinem Lehrer Sam Hawkens eigentlich in (fast) allen Dingen überlegen ist, sondern ein wirklicher Neuling (mit einigen winzigen Ausnahmen, davon vielleicht später). Auf ihn trifft die dann später in Winnetou I übernommene Vorrede über da Greenhorn vollständig zu, denn

Wer sich einmal die Schenkel bis auf die Knie aufgeritten hat, so daß die Lederhose am wunden Fleisch anklebt und noch dazu die schöne Aussicht hat, am nächsten Tag einen Ritt von fünfzig Meilen durch glühendes, wüstes Land machen zu müssen, der dürfte wohl nicht geträumt haben, daß er bei einem Glase Sect und mit einer Nummer des "deutschen Hausschatzes" in der Hand im Schaukelstuhl sich wiege.

(S. 488)
und

"... zumal es unter uns Einen gibt, welcher auf dem Pferde sitzt wie eine Wäscheklammer auf der Leine."
Er meinte mich, und er hatte Recht. Meine Haltung war nichts weniger als elegant oder malerisch zu nennen.

(S. 490)
und

Einige der wachthaltenden Apachen mußten unsere Sättel den geschenkten Pferden aufschnallen, und dann forderte mich Winnetou auf, das meinige zu besteigen. Kaum hatte ich es gethan, so schlug es hinten empor, dann vorn - einen Bocksspprung zur Seite, und ich lag unten - eine wahre Affenschande!

(S. 680)

Alle diese Beispiele, wären einem Shatterhand auch in seiner "Anfangszeit" nie passiert, denn gerade mit Pferden war er von Anfang an sehr vertraut.

Also dieser Ich-Erzähler ging, nachdem er sich mit seinem Vorgesetzte überworfen hatte (den er dann als "Mormonenapostel" wieder trifft) nach Amerika und wir dort (ohne Umwege) Privatdetektiv, und erhält als solcher den Auftrag William Ohlert zu finden, der sich in seinem Wahn als Dichter fühlt, das großartige "die fürchterliche Nacht" verfasst und von einem Ganoven mitgeschleppt wird (zu welchem Zweck eigentlich erfahren wir auch nie richtig).
Dieser "Dichter" ist wohl auch (wie sein Gegenstück im "verlorenen Sohn") teilweise eine Spiegelung Mays. Er verliert am Ende allerdings durch einen Kolbenhieb seinen "Dichterwahn" und wird wieder "normal".

Bald trifft der Ich-Erzähler auf Old Death, einer jener sehr hageren skelett-artigen Gestalten, die sich durch Mays Werk ziehen (vom Klapperbein, über (die frühe) Marah Durimeh zu Old Wabble).
Auch Old Death ist (wie später Old Wabble) teils Selbstspiegelung Mays, teils auch Abbild seines (gewalttätigen) Vaters.
Dieser Old Death wird (mehr oder weniger) sofort "Lehrer" des Ich-Erzählers und übernimmt auch, sobald der Ich-Erzähler ihn erstmal in die Verfolgungsgeschichte einweiht, sofort das Kommando.
Und so treffen sie auf Winnetou, der jetzt schon so wie später beschrieben wird, allerdings dem "Ich" noch vollständig unbekannt ist.
Freundschaft mit Winnetou kommt erst richtig auf, als der Ich-Erzähler in einem Zweikampf diesen besiegt, aber doch verschont. Dies ist auch einer jener wenigen Stellen, in denen der Ich-Erzähler eben doch kein echtes Greenhorn mehr ist.

Sehr zwiespältig ist hier die Geschichte zwischen Comanchen und Apachen, Old Death als Freund des Comanchen-Häuptling mit mehr Sympathie für die Apachen Winnetous, wobei dann auch noch der mexikanische Konflikt hineinspielt. Dies erinnert schon etwas an das ähnliche Verhältnis Kiowas - Apachen in W I.
Das Ganze wurde dann für den Einbau in W II noch viel schwieriger, und hat i.w. wohl auch nicht geklappt. Ähnlich schwierig war wohl auch das Überführen des echten Greenhorns in ein "gespieltes Greenhorn"; und auch das hat m.M. nach nicht wirklich geklappt.

Auch hier in dieser Geschichte legt Old Death (als Abbild des Vaters von May) dem Ich-Erzähler (also seinem Sohn) die Beichte ab.
Dabei kommt es zu dem "verräterischen" Dialog

"Habt ihr einmal ein Verbrechen begangen?"
...
"Auf so etwas kann ich mich freilich nicht besinnen."

(S. 715)
Vor einem klaren "Nein" scheut May hier zurück.

Außer dem toten Old Death gibt es in dieser Geschichte keinen endgültigem Abschluss, sie wäre also auch mit dieser Ich-Gestalt anstelle des Old Shatterhands fortsetzbar.

Es ist eine großartige Geschichte, die durch den Einbau in Winnetou II viel von ihrem Reiz verloren hat.

Eintrag von Rüdiger (vom 13.3.2008) (weitere Einträge von Rüdiger)

„Der Scout“ (die Geschichte unter anderem um Old Death und William Ohlert, beide wieder Spiegelungen ihres Autors bzw. Verkörperungen von Anteilen von ihm) erschien im „Deutschen Hausschatz“ und bildete später, von Karl May selber überarbeitet, den ersten Teil des Bandes Winnetou II.

Der wesentlichste Unterschied zwischen dem „Scout“ und der in Winnetou II enthaltenen Fassung ist, dass der Ich-Erzähler im „Scout“ tatsächlich noch ein Greenhorn ist, während er in der späteren Buchausgabe nur vorgibt, eines zu sein.

Ein interessantes Thema. Die Dinge mischen sich. Wir wissen, dass es weder „Gut“ noch „Böse“ in Reinform gibt, ebenso wenig wie Schwarz oder Weiß, Groß oder Klein, Stark oder Schwach usw., in den Erscheinungen. In allem.

Und so ist auch der Ich-Erzähler weder ein Greenhorn noch ist er keines. Die Dinge mischen sich, es ist immer eine Art Flickenteppich. Im „Scout“ hatte er, noch, kein Problem damit ein Greenhorn zu sein (das ggf. seltsam wirkende Komma vor und hinter „noch“ will sagen dass sich „noch“ nicht direkt auf „kein Problem“ bezieht, sondern schwerpunktmäßig eher auf die Befindlichkeit des Autors zu „Scout“-Zeiten), in Winnetou II bzw. zu Zeiten dessen mochte er das nicht mehr (ein Greenhorn sein).

Ist er nun ein Westmann ? Nein. Ein Greenhorn ? Nein. Ein Westmann mit Greenhorn-Anteilen ? Schon eher. Ein Greenhorn mit Westmann-Anteilen ? Auch das. Mal überwiegt das eine, mal das andere. In Hermann Hesses „Die Morgenlandfahrt“ gibt es am Ende eine Doppelfigur zu sehen (zu lesen …), in der, optisch erkennbar, ein ständiges Fließen geschieht. Bei Hesse, vereinfachend, nur in eine Richtung. Im Leben in mehrere, in alle möglichen.

So ist das Leben, so ist Karl May. Und solche Dinge sind (unter anderem …), nach der unmaßgeblichen und völlig subjektiven Meinung des Schreibers dieser Zeilen, das Interessante an dessen Büchern (nicht die Abenteuergeschichten, die sind Beiwerk). Seit frühester Jugend nimmt der Rezensent in hohem Maße Anteil an Karl Mays Leben und Werk, als wäre es sein eigenes. Hans Wollschläger ging es ähnlich, er schrieb einmal fast wörtlich das Gleiche.

Neben der nachträglichen Beförderung zum Westmann haben wir es im „Scout“ gegenüber der in der späteren Fassung deutlich abgemilderten mit einer recht gesellschaftskritischen Einleitung zu tun, in der Dinge stehen, die heute noch gelten („Es war immer, immer so“ sang Willy Millowitsch) sowie einer weiteren Version der ersten Begegnung zwischen Old Shatterhand und Winnetou. Eine solche Begegnung kann man auch gar nicht oft genug „sehen“ und in verschiedenen Varianten niederschreiben, das ist gut und richtig so (auch wenn es die Übersichtlichkeit liebenden Freunde von Etikettierung und Einordnung etwas überfordern mag) und in keiner Weise widersprüchlich, wir sind ja in der Literatur und nicht beim Katasteramt.



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