Eintrag von Rüdiger (vom 22.10.2006) (weitere Einträge von Rüdiger)
Diese Briefe stehen in Band 81, „Abdahn Effendi“, und um sie geht es in der ausführlichen Korrespondenz zwischen Karl May und Leopold Gheri im Sonderband „Im Reiche des roten Adlers“.
Zum einen fällt auf, dass Mays Kunstverständnis sozusagen allzu weihevoll oder auch bürgerlich daherkommt und nur vom Schönen und Großartigen etwas wissen will, Hässlichkeit und Niederungen, die nun einmal dazugehören und von großer Kunst sehr wohl integriert werden können, allzu sehr ausklammert. Hier mag ich ihm gar nicht folgen.
Zum anderen beeindruckt aber die Gedankentiefe, der Erkenntnisreichtum und, teilweise, die Weisheit seiner Betrachtungen, die seinerzeit so manchen Abonnenten überfordert haben dürften.
Also: seine Ansichten über Kunst, wie sie seinem Dafürhalten nach zu sein und wie nicht zu sein hat, teile ich überhaupt nicht, finde die Texte aber nichtsdestotrotz hochinteressant und, wie gesagt, zum Teil auch regelrecht weise. Es sind halt die richtigen Gedanken, Einsichten und Erkenntnisse m.E. mit den falschen Dogmen verknüpft, und so ist Karl May auch hier, wie so oft, sehr differenziert und nicht schwarzweißmalerisch (Ja oder Nein, dafür oder dagegen) zu betrachten.
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