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zum Text: Ein Schundverlag

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Information über Land und Leute 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt kein Punkt
Biografische Bedeutung 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt kein Punkt


Eintrag von Rüdiger (vom 15.1.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

Über die Zeit bei Münchmeyer lese ich immer wieder gern aus Karl Mays Feder, den mochte er, trotz allem, und das versteh’ ich auch. Nichts menschliches war den beiden fremd, und dass Karl May später krampfhaft versuchte, alles allzu ardistanisch-münchmeyerische in sich abzustreifen oder auch zu verleugnen, wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig.

Bei der einen oder anderen Formulierung weiß man nicht so recht, ob der Autor sich ihrer Doppelbödigkeit bewusst war, und vielleicht etwas ganz anderes und in das münchmeyerische Umfeld durchaus passende mitteilen wollte, als es zunächst den Anschein haben mag, „Er war ein außerordentlich braver Mann, der sich seiner Stieftöchter weit mehr annahm, als er eigentlich verpflichtet war“, heißt es auf S. 56 / 57 (alle Zitate nach Band 83 der GW) über den alten Reuter.

Die „Münchmeyerei“ mit ihrer etwas wurmstichigen Atmosphäre, ihren Unaufrichtigkeiten und Schummeleien hat Karl May zeitweise tief geprägt, „Ich sah fast gar nichts mehr, was geeignet war, mir Freude zu bereiten“ heißt es auf S. 59 und auf S. 64 sehr offen „Die giftige Säure hatte auch mich schon ergriffen!“ und „Ich war um keinen Deut besser als sie !“ Und es ist ja nicht zu leugnen, dass er auch in dieser späten Schrift noch stellenweise lügt, dass sich die Balken biegen.

Interessant die Ausführungen zum „Buch der Liebe“ auf S. 86 f. Wenn Karl May heute liest, wie der eine oder andere seiner treuesten und gutgläubigsten Anhänger dieses Buch aufwertet, er wird mit den Ohren schlackern, im übertragenen Sinn freilich.

Lustig die Angelegenheit mit dem Klavierkäufer und der „Amazonenschlacht“ auf S. 91. Für so was legen also Leute noch Geld drauf. Nun, die Geschmäcker sind verschieden, ich könnte, wie Karl May, auf derartiges durchaus verzichten.

Das eigentlich gute Verhältnis zwischen May und Münchmeyer wird u.a. auf S. 92 sehr deutlich.

Sehr schön die Ausführungen über Wahrheit und Objektivität auf S. 101 / 102.

„Er liebte schöne Frauen, sogar wohl mehr, als nötig war“ heißt es über Münchmeyer auf S. 106. Was alles in so einem kleinen Satz stecken kann. Ironie und augenzwinkerndes sowie mehr einigermaßen deutlich durchscheinendes als klammheimliches Wohlwollen, vordergründig verpackt in eine scheinbar nüchtern-reservierte Formulierung. Und formulieren konnte er, das kann man wohl sagen, „Als ich mit dem „Heinrich“ hinüber in die Wohnung kam, war es „Pauline“ zwar nicht möglich, jenes stereotyp verlegene, breite Lächeln zu verbergen, welches auch einem geistreichen Gesicht nur übel stehen würde; aber im Verhältnis zu ihrer sonstigen Intelligenz fand sie sich doch ganz leidlich in die für sie gewiß nicht angenehme Situation“ in anderem Zusammenhang (S. 113) zergeht einem doch auf der Zunge. Oder die ganze folgende Passage, S. 114/115, ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Und dann wieder diese höchst verfeinerte Wahrnehmung, dieser klare Blick: „In dem Augenblick, in dem sie in die Stube trat, begann die Scheidung zwischen ihr und mir, obgleich dieselbe erst zwanzig Jahre später gerichtlich ausgesprochen wurde“ (S. 116), reflexartig und einmal mehr eine Art Gänsehaut verursachend fällt mir „Große Freiheit Nr. 7“ und „Stickelhörn Drei“ (mit rollendem r) ein; in dem Moment, wo Hans Söhnker das sagt, hat Hans Albers verloren, ab da hat er keine Chance mehr, auch wenn bis zum bitteren Ende noch allerhand Spielfilm dazwischen liegt. „Es kann Jahrzehnte dauern, ehe ein innerer Grund zur äußeren Folge wird“, ja, manchmal geht es aber auch ein bißchen schneller.

Über Ich-Derivate usw., darüber war an anderen Orten schon zu lesen, gibt es eine sehr schöne Stelle auf S. 157 („Ich schreibe ein Werk, in dem ich mein inneres Wesen sprechen lasse“ usw.) Und bei den Ausführungen über veränderten Text auf S. 159 muß man zwangsläufig auch an andere Bücher als die Münchmeyerschen denken.

Adalbert Fischer scheint ein unterhaltsamer Gesprächspartner gewesen zu sein, wie wir S. 164/164 entnehmen. Und nun tu’ mal nicht so, Karl May, als hättest Du die „Juweleninsel“ nie geschrieben. Sind doch alles Spiegel, die einem begegnen.

Und als der Text mit dem 7. Kapitel so richtig interessant zu werden beginnt, bricht er mittendrin ab. Schade.


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AM MARTERPFAHL (20)
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