Titelbild
i Login
anonym
Druckansicht Hilfe
Icon
Login
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Forum
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein
< zurück zum Band

Band-Rezensionen

Band: WINNETOU und der Detektiv

Verlag: Nymphenburger München
Reihe: Karl May in der nymphenburger (Rote Reihe)

Eintrag von thoschw (vom 6.6.2005) (weitere Einträge von thoschw)

Dieser Band ist eine Neuausgabe der gleichnamigen Taschenbuchausgabe von 1982, in welcher der Roman „Auf der See gefangen“ erstmals im Neusatz und dabei durchgehend sprachlich (aber nicht inhaltlich) bearbeitet einem breiten Karl-May-Lesepublikum vorgestellt wurde. 1998 erschien dann das Werk in einer weniger stark bearbeiteten Fassung auch in GW 80 „Auf der See gefangen“.

Das Vorwort von Walter Hansen informiert über die Entstehung des Werkes, wobei abschließend auch auf Umfang und Art der Bearbeitung eingegangen wird: „Dem Lesebedürfnis unserer Zeit war es dienlich, die Orthographie dem heutigen stand anzugleichen, einige Unstimmigkeiten zu bereinigen und wenige, heute schwer verständliche Passagen neu zu formulieren oder durch Fußnoten zu erklären.“ Ob es bei derartigen Bearbeitungsprinzipien auch zu größeren Eingriffen wie beim „Scout“ gekommen ist, kann wohl nur eine penible Vergleichslesung klären, die folgenden willkürlich ausgewählten Beispiele lassen aber ahnen, was damit im Allgemeinen gemeint ist:

„Auf der See gefangen“: „Ohne grad und in die Augen fallend stark gebaut zu sein (...)“
„Winnetou und der Detektiv“: „Ohne auffallend stark gebaut zu sein (...)“

„Auf der See gefangen“: „Der echte Trapper oder Scatter hegt einen unüberwindlichen Widerwillen gegen alle auf die äußere Erscheinung gerichtete Sorgfalt, und ganz besonders ist ihm das Putzen der Waffen verleidet, deren Rost ihm ein sicheres Zeichen ist, daß sie nicht zum Staate getragen wurden, sondern in Kampf und Todesnoth ihre guten Dienste geleistet haben.“
„Winnetou und der Detektiv“: „Der echte Trapper hegt einen unüberwindlichen Widerwillen gegen alle auf die äußere Erscheinung gerichtete Sorgfalt, und ganz besonders ist ihm das Putzen der Waffen verleidet, deren Rost ihm ein sicheres Zeichen ist, daß sie nicht zur Zierde getragen wurden, sondern in Kampf und Todesnot schon ihre guten Dienste geleistet haben.“

„Auf der See gefangen“: „Er sprach das so gelassen, als sei der Weg um Kap Horn bis New-York und die Wegnahme eines Piraten eine ganz alltägliche Kleinigkeit.“
„Winnetou und der Detektiv“: „Er sprach das so gelassen, als sei der Weg um Kap Horn bis New-York und der Kampf mit Piraten eine ganz alltägliche Kleinigkeit.“

Im Nachwort diskutiert Siegfried C. Augustin dann ausführlich den historischen Fürst Otto Victor von Schönburg-Waldenburg, der das Vorbild für den „alten Knaster“ des Romans ist. Dabei werden u.a. auch als Erstveröffentlichung zwei Briefe von Mays Seminar-Direktors abgedruckt, in denen er sich für seine Zöglinge, speziell auch für May einsetzt. Aber auch andere Figuren wie der ‚schwarze Kapitän‘, Miß Admiral, Winnetou, Sander und Mutter Thick werden unter die Lupe genommen.

Abschließend weist Augustin dann noch auf eine historisch nicht haltbare Datierung der Eisenbahnstrecke hin: „Daß May aber zu Beginn des Bürgerkrieges, also etwa 1861, schon eine Eisenbahn von Omaha nach San Franzisko fahren läßt, ist ein schweren Anachronismus, denn diese Bahnlinie wurde erst 1869 eröffnet.“ Dazu ist allerdings zu sagen, daß 1861 als Handlungsjahr lediglich geschätzt ist, denn der amerikanische Bürgerkrieg ging erst 1865 zu Ende. Da mit dem Bau formal bereits 1862 begonnen wurde und der Überfall nicht sehr weit von Omaha etwa bei den Smoky Hills stattfindet, war May vielleicht irrtümlich davon ausgegangen, daß die ersten Streckenabschnitte westlich von Omaha bereits in der ersten Hälfte der 60er Jahre fertiggestellt worden waren. Da der den Zug begleitende Ingenieur zudem von „Brücken- und Vidaktbau droben in den Mountains“ spricht, ist immerhin möglich, daß May trotz einer widersprüchlichen Formulierung wie „(...) daß es der Railway ist, die Eisenbahn, die sie da hinüber nach Kalifornien gelegt haben (...)“ doch davon ausging, daß die Eisenbahn zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht durchgebaut war. So erreichen weder der schwarze Kapitän noch seine Verfolger San Fransisco mit der Eisenbahn, was bei eine durchgebauten Strecke doch relativ nahegelegen hätte. Ferner fährt Miß Admial nach dem Überfall mit dem Zug zwar noch weiter gen Westen, daß sie den Weg zur Pazifikküste jedoch vollständig auf dem Schienenstrang zurückgelegt hätte, wird auch nicht ausdrücklich erwähnt.

Wie Augustin in der lesenswerten KMV-Broschüre „Mit Karl May in den wilden Westen“ schreibt, wurden vor Beendigung des Bürgerkrieges indessen noch gar keine Gleise westlich von Omaha verlegt: „Am 10 Juli 1865 wurden endlich die ersten schienen gelegt; als Ausgangsbahnhof hatte man das kleine (...) Nest Omaha gewählt.“ Die für Karl May typischen Eisenbahnüberfälle fanden indessen 1866/67 statt: „Abteilungen von Sioux- und Cheyennekriegern zerstörten Bahnzüge und Bahnstationen, töteten Bahnarbeiter und vertrieben die Siedler, die sich in ihrem Gebiet niederlassen wollten.“



Rezension schreiben bzw. bearbeiten
 
Auflage: 1