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Band-Rezensionen

Band: DER DERWISCH

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: KARL MAY's GESAMMELTE WERKE

Eintrag von Rüdiger (vom 27.3.2007)

Der Kolportageroman „Deutsche Herzen - Deutsche Helden“ gilt als schwächster von den fünf Werken dieser Art von Karl May, und das mit Recht. Zwar sind die Sujets vielfältig und das Werk spielt rund um den Erdball, aber es ist ihm eine gewisse Lustlosigkeit anzumerken, und stellenweise ist es wirklich langweilig und hängt gewaltig durch.

Der Karl May Verlag hängte seinerzeit die Bände „Allah il Allah“, „Der Derwisch“, „Im Tal des Todes“ und „Zobejjäger und Kosak“ an die Gesammelten Werke an. Dabei handelt es sich um eine durchgreifende Bearbeitung dieses Kolportageromans mit völlig verändertem Personal, so treten in diesen Bänden Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar, David Lindsay, Old Firehand, Sam Hawkens, Winnetou, Dick Stone und Will Parker auf, die allesamt im Original nicht vorkommen.

Der „Derwisch“ bringt die (vereinfachte) Orient-Handlung (außer der „Königin der Wüste“, aus der „Allah il Allah“ wurde) und den Beginn der Amerika-Handlung. Der aus Lord Eaglenest (= Adlerhorst) hervorgegangene Sir David Lindsay räsonniert des öfteren mal über seinen abwesenden Freund Kara Ben Nemsi, das ist durchaus reizvoll. Wie überhaupt von den vielen Bearbeitungen innerhalb der Gesammelten Werke diese als durchaus [teilweise] gelungen bezeichnet werden kann.

Andererseits: wenn Lindsay mal längere Zeit nicht mit von der Partie ist, wird es fad. Zu sehr hat man das Ganze entschärft, geglättet, ganz offensichtlich sehr im Hinblick auf jugendliche Leser. Jedenfalls ereilte mich bei erneutem Lesen des öfteren die Assoziation Kindergeburtstag.

Der Beginn der Amerika-Handlung mit dem Plausch des Kleeblatts über vergangene Zeiten ist wieder nett ausgedacht.

Im weiteren Verlauf erweist sich Sam Hawkens als ruppiger Verfechter von Todesstrafe, ja Selbstjustiz: "Eine Kugel vor den Kopf, und zwar sofort, das ist die beste Medizin gegen diese Pest, wenn ich mich nicht irre." Da hat man ihm aber nachträglich etwas angehängt, was irgendwie nicht so recht zu ihm passen will. Im Original ist es ja auch Sam Barth, der sich entsprechend äußert, allerdings auch wesentlich ausführlicher, er hat immerhin Gelegenheit, seine Ansicht zu begründen, während die Hawkens in den Mund gelegte sehr verkürzte Äußerung doch sehr an Stammtischfloskeln wie "Rübe ab !" erinnert.

Noch ein kleines Kuriosum: eigenartigerweise erfahren wir in diesem Band vom Ableben der Tante Droll, Hawkens und seine Kleeblatt-Freunde sprechen ausführlich darüber. Nun kommt die Tante Droll nicht nur im Original natürlich nicht vor, auch von ihrem Tod ist bei Karl May nirgends im Gesamtwerk die Rede. Aber hier mußte sie sterben ...

;-)

 
Auflage: 570
Auflagen: 570, 567, 559
Auflage: 259
Auflagen: 544, 510, 500, 491, 486, 467, 434, 364, 344, 329, 319, 294, 259
Auflagen: 224, 189, 179
Auflage: 179