Titelbild
i Login
anonym
Druckansicht Hilfe
Icon
Login
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Forum
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein
< zurück zum Band

Band-Rezensionen

Band: DER WEG ZUM GLÜCK

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 12.7.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

„Und sie war keine Sängerin, sondern Jungfrau - so rein, keusch und züchtig. Dem Zahn der Sünde war es nicht gelungen, dieses Mädchen zu verwunden. Das sah man ihr an.“ (S. 2942)

Auch mit solchen Stellen muß man immer mal wieder rechnen bei Karl May und insbesondere in diesem Roman.

Dinge wie das Lied des Anton über „Aeppelpäppel“ resp. „vinum bonum“ (S. 2945 f.) versöhnen dann wieder mit solchem, zum einen versteht der Mann offenbar tatsächlich eine Menge von Gesang, zum anderen hat er auch vor über hundert Jahren in Gesellschaft & Kultur offenbar das wahrgenommen, was wohl zeitlos zu sein scheint: Aeppelpäppel.

Überhaupt ist der Kitsch oft nur vermeintlich, bzw. man entdeckt unter dessen übergegossener Schicht mehr, oft viel mehr. Wie sie da zueinander finden, der Graf und die Leni, das hat neben allem fatalen („Er, der Graf, ein Nachfolger eines Wildschützen bei einer früheren Sennerin !“ – S. 2973) und kitschigen auch sehr viel anrührendes; möge man mich auslachen.

Gelegentlich lässt er aber auch den Macho durchblicken, ich würde ja sagen das ist eher ein harmloser niedlicher kleiner Sachsen-Macho, „Sie glich dem Strauße, welcher vergebens seinen Kopf versteckt, um sich zu retten. Er wird ja doch vom Jäger gesehen und – erlegt.“ (S. 2971), mit der Jagd auch anderer Art hat er es überhaupt gelegentlich in diesem Roman.

Überhaupt vergisst er manchmal den Hang zur Zimperlichkeit, auf S. 2988 wird, auf gut Deutsch gesagt, auf die Straße gekotzt, und der Leser durchaus detailliert informiert: „Die übermäßig genossenen Getränke erzwangen sich einen unnatürlichen Ausweg, und das schallte so durch die nächtliche stille Strasse, dass Leni einen unendlichen Ekel empfand.“

Auf S. 3142 wird eine Art vorläufiger Abschlußbericht über alle Handlungsstränge erstattet (bevor dann wieder ein neuer dazukommt), als müsse der Autor mal eben checken, ob er auch alles durch hat.

Über Miramare ein andermal; danach geht es nicht ohne Wehmut in die Heimat zurück zum großen Finale, „Da hab ich das Glück doch da gefunden, wo ich glaubte, es verloren zu haben, hier an der Hütte, wo damals der Anton von mir ging“ (S. 3411), das hat schon was.

Im „Waldröschen“ ist es ein Maskenball, hier hocken sie alle im Theater, Theatrum mundi, überzeugend. Daß May Haupt- und Generalprobe in einen Topf wirft, wollen wir großzügig übersehen, dafür scheint es auch seinerzeit in Dresden schon gewisse Undinge in Sachen Probenverhalten von „Gaststars“ gegeben zu haben, nur dass einer bei der Probe aus dem zweiten Rang singt und erst zur Aufführung die Bühne erstmals betritt, das kannte ich noch nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Und Heimdall tritt auf, aber nicht Fricks alter ego, sondern „der Herrliche“, „der Lichte“.

Anton und seine Mutter, da hat es den Berichterstatter dann noch einmal fast richtig erwischt, May ist immer wieder für eine Überraschung gut, und wenn man gar nicht damit rechnet, wird es plötzlich sehr sehr ernst. Oder S. 3470, wie dem reuigen Mann da die Tränen kommen, das kann man verstehen.

Den Schlusssatz des „eigentlichen" Schlusses (S. 3474), bevor ein angehängter Teil sehr beeindruckend den gleichzeitigen Tod des Königs wie des Wurzelsepp schildert (auch darüber später einmal mehr) könnte man seinem Autor aber sozusagen um die Ohren schlagen, »Frömmigkeit, Fleiß, Liebe und Treue, Treue vor allen Dingen dem Heerde, der Familie, dem Vaterlande und dem Herrscher, das ist der einzige und wahre Weg zum Glück!«, wie kann man denn so etwas schreiben, und sei es auf Verlegerwunsch.


Rezension schreiben bzw. bearbeiten
 
Auflage: 1 (einzige)