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Band-Rezensionen

Band: DER WEG ZUM GLÜCK

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 19.6.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

Der zweite Band bringt zunächst das Konzert, über das schon Helmut Schmiedt berichtet hat („Die Thränen Richard Wagners oder der Sinn des Unsinns“), und das mit allem Drum und Dran auf nicht weniger als rund siebzig Seiten geschildert wird.

Nebenbei erfahren wir noch, wie Fex, dieser „Autodidakt und Schlauberger“, sich Dinge anzueignen pflegt, und werfen einen Blick in seine schöpferische Werkstatt („Aberst es kommt da nimmer drauf an, ob man ein Professorn ist oder ein Steinklopfer. Wann das richtige Dichten drinnen steckt, so kommts auch richtig heraus“).

In der Liebesszene zwischen dem Fex und der Paula erleben wir Karl May von einer seiner vielen Seiten: hier anrührend einfühlsam, liebevoll und warmherzig.

Nach Leni (Gesang) und Fex (Violine & Dichtung) wird jetzt auch noch der Anton entdeckt, als potentieller Meistersänger, die Quote der verkannten Künstler in der Gegend ist wirklich extrem hoch …

Der neue Handlungsstrang um den Silberbauern bringt zunächst einen interessanten Dialog zwischen Max Walther, Lehrer & Schriftsteller (wer wird da gemeint sein …) und dem Finkenheiner (gleichsam einer Variante des Giftheiners aus der gleichnamigen Dorfgeschichte in älter) über Gott und Religion, und den auffallend häufigen Hinweis auf Regensburg, wo Walther nicht nur in Sachen Beruf, sondern auch mit der Liebe zu tun hatte. In Regensburg gab und gibt es bekanntlich auch den Pustet-Verlag, mit dem Karl May annähernd lebenslänglich geschäftlich verbunden war.

Die alte Frau mit dem Korb kennen wir auch schon, bzw. sie begegnet uns ganz ähnlich später in der „Heimath“ wieder.

In der Silbermartha begegnet uns offensichtlich Emma Pollmer, und wir erleben in einem langen Dialog die ungehaltene Rede eines ungehaltenen Mannes, dessen offene Worte in der Formulierung: „kurz, ich bin überzeugt, daß Sie ein gefühlloses, rohes, raffinirtes, eingebildetes, stolzes und - liebeslüsternes Frauenzimmer sind. Ich bin geheilt. Holen Sie sich einen anderen Dichter! Ich werde Schulmeister von Hohenwald sein, aber als Frau möchte ich Sie nicht, selbst dann nicht, wenn Sie mir mit aller Gewalt auf den Buckel sprängen“ überzeugend kulminieren.

Zur unmittelbar anschließenden Wandlung der Dame kann man „Wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch schön erfunden“ anmerken.

Ob er bei Wurzelseppens „Nein, ich bin ein Anderer“ (S. 883) an Rimbaud gedacht hat, weiß ich nicht, ebenso wenig, woran bei den merkwürdigen Versen

„Jetzt bin ich hundertneunzig Jahr,
Hab nur noch einen Zahn;
Obgleich ich nicht mehr beißen kann,
Krieg ich doch keinen Mann!“

auf der gleichen Seite.

Lehrer Walther tritt der gesamten Dorfbevölkerung nebst „Obrigkeit“ gegenüber auf wie Kara Ben Nemsi im Orient und steckt sie alle sozusagen mit der linken Hand in die Tasche, immerhin schmeckt man hier die Herzensangelegenheit des verhinderten Vollblutpädagogen durch, die allerdings, mit ihrem schwärmerisch wirkenden Lobpreis der häuslichen Prügelstrafe, auch etwas gemischte Gefühle hinterlässt.

Er habe „viel Liebe und Güte genossen“, spricht Max Walther über seine Zeit im Waisenhaus (S. 925), ganz ähnlich wie später (in „Mein Leben und Streben“) sein Autor über das Zuchthaus als den Ort, wo er sich, eigentlich und letzten Endes, am wohlsten gefühlt habe … - Ein Mann wie Karl May hat eigene Wertmaßstäbe.

Und das ist dann auch wieder typisch Karl May, nach dem langen Dialog zwischen Finkenheiner und Anna: einerseits ist es beträchtlich kitschig, andererseits wirklich bewegend, und es hat ein bisschen was von Solveig und Peer Gynt (mit umgekehrter Rollenverteilung …), wie sie da hocken, die nicht mehr ganz jungen Leut’, und dann macht er in einer Szene, wo man wirklich von „Verklärung“ sprechen könnte, einen Witz daraus, indem er den Heiner „Liebesverklärung“ (statt Erklärung) sagen lässt, und auch noch gleich ein „Heiner ! Ich kanns nicht fassen !“ – „Hasts doch schon fasst, nämlich mich, bei den Beinen“ im Dialog dran (oder drauf …) setzt. Witz, auch augenzwinkernder, und tiefstes Empfinden oder Tragik gehen bei Karl May Hand in Hand, er „bedient“ manchmal beides nahezu gleichzeitig, bei ihm ist es wie im Leben.

Und bevor dann die Handlung um den Silberbauern ihrem seitens des Lesers schon ganz in der Nähe gefühlten Ende zugeführt wird, macht der Autor erst noch einen ganz neuen Handlungsstrang auf und führt uns auch örtlich erst einmal ganz woanders hin, auch das ist wie im Leben, nicht immer alles hübsch ordentlich beieinand', sondern kreuz und quer und über Stock und Stein; auf krummen Linien gerade, sozusagen.

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Auflage: 1 (einzige)