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Band-Rezensionen

Band: DER VERLORNE SOHN

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 20.1.2006) (weitere Einträge von Rüdiger)

Breit, teilweise kitschig und dick aufgetragen kommt die Vorgeschichte des sechsbändigen Riesenwerkes auf den ersten ca. 150 Seiten daher, und man kann manchmal gar den Eindruck haben, als sei hier ein anderer Autor am Werk gewesen, jedenfalls wird es hernach in den Passagen aus der Residenzstadt deutlich nüchterner und realistischer. (In der Bearbeitung „Der Fremde aus Indien“ hat man denn auch diese ganze Vorgeschichte sehr gestrafft kurz zusammengefasst).

Beeindruckend die Bilder des Elends, und die Kälte und der Zynismus, die in Gestalt des Herrn Seidelmann daherkommen. Die eine oder andere Länge gibt es freilich auch. – Ein Kuriosum ist die auf S. 277 geschilderte Szene, sie erinnert an eine Stelle bei Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz: „Ich könnte den Klempner totküssen, so lieb’ ich den Franz“, so hieß es dort, wenn die Langzeiterinnerung nicht trügt; auch Karl May kannte gewisse Seltsamkeiten um Schein und Sein: der Fürst von Befour, von dem Alma von Helfenstein nicht weiß, dass das Gustav Brandt selber ist, soll ihr, die er liebt, angeblich von diesem Gustav Brandt einen Gruß in Form eines Kusses überbringen, und die beiden schreiten denn auch ausgiebigst zur Sache. „Sie hielt die Augen geschlossen, um sich der süßen Täuschung hinzugeben, dass es der Geliebte sei, den sie küsse.“ Das geht eine ganze geraume Weile so. Er weiß ja, dass die geliebte Frau ihn für einen anderen halten muß, aber das scheint ihn nicht weiter zu irritieren. (Ein bisschen „Cosi fan tutte“ ist auch dabei.) Und anschließend gehen die beiden ganz unvermittelt und mit einer verblüffenden Nüchternheit zur Tagesordnung über und analysieren über fast ein Dutzend Seiten einen Kriminalfall. - Bei zeitgenössischen Autoren wäre sicher noch ein bisschen mehr passiert, zu nächtlicher Stunde im Boudoir der Dame im „reizenden Nachtgewand“.

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Auflage: 1 (einzige)