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Band-Rezensionen

Band: WALDRÖSCHEN

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 1.1.2008) (weitere Einträge von Rüdiger)

Nachdem der zweite Band in Rheinswalden im deutschen Forst mit einer wahren Orgie schier unerträglichen Kitsches der familiären Art geendet hatte, ist der geneigte Leser froh, dass nun wieder ein anderer Wind weht, ganz im Wortsinne, es geht zunächst einmal hinaus auf die Weltmeere, und gleich wird das Bewusstsein wieder freier und weiter als inmitten miefig-deutscher Großbürgerlichkeit und Adelsbeweihräucherung; den momentanen Befindlichkeiten Karl Mays scheinen gelegentlich die Schauplätze seiner Erzählerei durchaus zu entsprechen.

Bei Josefa Cortejo, die in diesem Band eine größere Rolle spielt, denke ich jedes Mal zwangsläufig und intuitiv an Minna Ey, ich weiß zwar nicht, ob diese seinerzeit seitens Karl May verschmähte Dame tatsächlich Vorbild für die Figur war, könnte es mir aber lebhaft vorstellen.

Wir begegnen der geschichtlichen Gestalt Benito Juarez, dessen Vita und Zeithintergrund im um Schulwissensvermittlung bemühten grünen Band 52 noch ausführlicher vorgestellt werden als hier im Original.

Da der Autor nicht Houellebecq, Miller oder Roth heißt und gut hundert Jahre früher schrieb, ersetzt er, bei allem Frivolwollen, sehr offene Worte gelegentlich durch Gedankenstriche bzw. anschließende etwas holperig wirkende Umformulierungen (S. 1446).

Gelegentlich (S.1568 ff. / 1622 f.) war May, wenn er es denn selber gewesen sein sollte, offenbar nach widerwärtigen sadistischen Schweinereien zumute, schon vorher hatten wir es einmal mit einem handfesten Massaker zu tun. - Auf S. 1588 gibt Sternau sich mit seinem Sprung (mit ein wenig Anlauf) über den Palisadenzaun Mühe, Superman und Batman in einer Person darzustellen (frei nach Hermann Cardauns). Auf S. 1614 heißt es denn auch „Ich kenne Gott, der allmächtig ist, und ich kenne Sternau, den man fast auch allmächtig nennen mag.“ Na dann.

Als in Rheinswalden das Kind geboren wird, wird es so richtig menschlich, das aufgehende Herz des Autors vermag sich auf den geneigten Leser zu übertragen. Und daß im deutschen Wald dann ein, so wörtlich, Klein-Rodriganda gebaut wird, ist wieder eine dieser hübschen May-Ideen, hinter denen man mit einigem guten Willen allerhand Tiefsinn vermuten kann.

Die Helden müssen derweil, auf einsamer Insel ausgesetzt, 16 Jahre Pause machen, und auch der Leser erhält so willkommene Gelegenheit, bei aller Zuneigung zwischendrin auch mal wieder was anderes zu lesen.



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Auflage: 1 (einzige)