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Band-Rezensionen

Band: VON BAGDAD NACH STAMBUL

Verlag: Carl Ueberreuter Wien
Reihe: KARL MAY TASCHENBÜCHER

Eintrag von Rüdiger (vom 29.10.2006) (weitere Einträge von Rüdiger)

Ich versetze mich angesichts dieses Bandes (die ganz alte Ausgabe mit "Ungekürzte Volksausgabe" vorne drauf und dem goldgelben Titelbild ...) einmal ca. 40 Jahre zurück und erinnere mich an das ERSTE Lesen dieses wunderbaren Karl May -Buches (dem noch schätzungsweise bislang ca. ein Dutzend [mal Lesen eben dieses Buches] folgen sollten):

"An der persischen Grenze" - da brechen sie auf zu neuen Abenteuern, die Helden. Nachdem wir "Durchs wilde Kurdistan" in der Tosa-Ausgabe mit den ungewohnt langen Kapiteln hinter uns hatten, nun also wieder das vertraute Ueberreuter-Outfit mit immer ca. 310 Seiten und knapp zwanzig Kapiteln.

Wir, das sind mein Bruder (fünf Jahre älter) und ich, er las die Bücher immer vor mir und wußte dann schon alles und erzählte es auch.

Die Bebbeh, wie abenteuerlich das schon klang, ganz gefährliche und etwas unheimliche Leute, Scheik Gasal Gaboga. Exotisch, aufregend.

Zwischendrin immer wieder lange lange Erläuterungen, Geographisches, Geschichtliches. Daß er das alles aus Lexika oder Reiseberichten hatte und es teilweise mehr oder weniger abschrieb, ahnte man damals ja nicht, für uns wußte und konnte der einfach alles, dieser Karl May alias Kara Ben Nemsi, dieser Teufelskerl. Und man erlebte alles mit und nahm es, gleichsam, für bare Münze. So ganz viel anders ist das ja heute noch nicht.

Allo, der Köhler, mal eine ganz neue Farbe. Und dieser herrliche Lindsay. Richtige Freundschaft unter Erwachsenen, wohltuend, auch sowas mal zu erleben, und sei es auch nur in einem Buch.

Und dann geschahen ganz ungeheuerliche Dinge, wie, Mohammed Emin, diese Vaterfigur, mit weißem Bart, die kriegen da richtig Krach, und das bleibt so, ohne Happy-End ?! Da wehte einen gleichsam etwas an, daß auch das Leben eines Kara Ben Nemsi nicht immer so nett ist, auch der muß leiden, da hat er doch tatsächlich Tränen in den Augen an einer Stelle, das hat mich schwer beeindruckt. Damals wie heute.

Und es kommt noch toller. Todeskarawane, Pest, die Helden in akuter Lebensgefahr, wir mochten unseren Augen kaum trauen. Da liegt der Held danieder, kann kaum noch Piep oder Papp sagen, und richtet sich aufs Sterben ein. Und das schrieb dieser Karl May so, daß man gleichsam mit dalag am Kanal, ich sah und sehe die Landschaft vor mir, die Atmosphäre, die Stimmung. Er war schon ein Zauberer, konnte eine Stimmung vermitteln wie kein zweiter.

Später wird es wieder netter, Damaskus und Istanbul, Musik und Tanz, Reminiszenzen an die Heimat, und immer wieder atemberaubendste Abenteuer dazwischen, Figuren aus "Durch die Wüste" tauchen wieder auf, aber diesmal unter ganz anderen Umständen, der Barbier aus Jüterbog, da geht er hin und singt nicht mehr. Auch Abrahim Mamur kommt zu Tode, schade eigentlich, war eine faszinierende und interessante Gestalt.

Den Schluß in Edirne empfand ich damals schon als etwas langatmig, und auch das hat sich nie geändert.

Insgesamt: ein wunderbares Buch, neben "Durch die Wüste" das beste. Damals wie heute. Und ich weiß noch, wie es sich anfühlte, das grün-gelbliche Buch in der Hand, und selbst an den Geruch des Papiers erinnere ich mich noch.

*

Nach diesen mehr oder weniger erbaulichen Worten nun noch zu einer anderen Seite der Medaille; die Bände 1-9 wurde ja bekanntlich "rückbearbeitet" und enthielten früher noch mehr allerhand Verwunderliches, eines der verblüffendsten Beispiele fand sich in diesem Band:

Bei Karl May heißt es bei der Ankunft in Damaskus:

Damaskus gewährt im Innern keineswegs den Anblick, welchen man von außen erwartet. Zwar fehlt es der Stadt nicht an ehrwürdigen Bauten, aber die Straßen selbst sind entsetzlich gepflastert, krumm und eng, und die meist fensterlosen, äußeren Lehmwände der Häuser sehen häßlich aus. Auch hier wird die Straßen- und Wohlfahrtspolizei, wie in den meisten orientalischen Städten, von Aasgeiern und räudigen, verkommenen Hunden besorgt. Die Wasserfülle der Stadtumgebung begünstigt die Entstehung schädlicher Miasmen, welche die Stadt der Ommijaden in einen bösen Ruf gebracht haben.

Stattdessen stand in einer früheren Ausgabe der Gesammelten Werke an dieser Stelle (jetzt - Band 3 wurde neu herausgegeben - nicht mehr, aber eben in dieser Taschenbuchausgabe):

Die eigentliche Stadt wird vom Barada durchflossen, von dem viele Kanäle und Rinnsale abgezweigt sind. Eine große Volksmenge drängt sich durch die berühmten Basare oder genießt in den baumbeschatteten Kaffeehäusern den belebenden Trank. Die Wasserfülle der Stadtumgebung begünstigt die Anlage von großen Obsthainen. Dem Araber, der sich das Paradies als Baumgarten eingerichtet denkt, erscheint deshalb Damaskus als Abglanz der himmlischen Gärten.

Das hätte doch der Fremdenverkehrsverband nicht schöner hingekriegt. - Karl-Heinz Eckardt weist zwar in seinem Buch „Mit Kara Ben Nemsi durch den Orient“ darauf hin, daß Mays Angaben an dieser Stelle nicht stimmten, aber bitte, es gibt doch so etwas wie eine dichterische Freiheit, und den Charakter eines Textes mehr ins Gegenteil verkehren als es hier geschah, kann man ja wohl nicht. Überhaupt wird man natürlich Karl May überhaupt nicht gerecht, wenn man nur faktenorientiert denkt und entsprechend Erbsenzählerei betreibt.



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Auflage: 12733
Auflage: 12732
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Auflage: 1348
Auflagen: 1273, 1188
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