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Band-Rezensionen

Band: Winnetous Kindheit

Verlag: Verlag Marheinecke Hamburg
Reihe: Winnetous Testament

Eintrag von Rüdiger (vom 24.4.2006)

Nach den fast rundum erfreulichen und gelungenen „Schatten“ des Heinz Grill habe ich (nach „Scharlih“) einen zweiten Versuch unternommen, mich mit dem Autorenduo Laroche / Marheinecke literarisch anzufreunden. Auch dieser ist leider vorerst gescheitert.

Wenn ich Heinz Grill lese, mache ich mir von dem mir unbekannten Autor keine klare Vorstellung, er tritt hinter seiner Sache völlig zurück. Es gelingt ihm einigermaßen, sich in die Mentalität Karl Mays zu finden, und so habe ich das Gefühl, ein teilweise recht gut nachgemachtes Karl-May-Buch zu lesen, zumindest der Bezug zu Karl May ist stark gegeben.

Wenn ich Marheinecke und Laroche lese, ist das anders. Ich sagte oben, vom Grill habe ich keine klare Vorstellung, da er hinter seiner Sache zurücktritt. Von dem Autorenduo habe ich nach der Lektüre dieses Buches teilweise eine ziemlich deutliche Vorstellung, über die ich mich hier nicht weiter verbreiten möchte (nur soviel: beide sind nicht unsympathisch, aber das reicht nicht, bzw., darum geht es nicht), aber was mir leider fehlt, ist der wirkliche Bezug zu Karl May. Der ist nur in Namen, Orten, Begebenheiten usw. oberflächlich hergestellt, aber mentalitätsmäßig, und das wäre nun einmal das A und O, liegen hier nun Welten zwischen dem einen (May) und den anderen.

Bei Marheinecke habe ich das Gefühl, er erzählt eine nette kleine Geschichte, eher für Kinder, auch die Sprache ist entsprechend. Bei Frau Laroche habe ich das Gefühl, sie erzählt viel über eigene Gedanken, über Kinder, Erziehung, Gefühle, Lebensweisheiten, alles schön und gut und ganz nett, aber mit dem Winnetou, wie ich ihn bei Karl May geschildert finde, hat das alles herzlich wenig zu tun. Die literarischen Figuren von Karl May werden sozusagen auf eine Art Alltags-Ebene heruntergezogen (auch dass z.B. Nscho-Tschi zärtlich an Fingern lutscht, berührt zwar eher noch angenehm, aber auch irgendwie seltsam). Apachen wie Du und ich, sozusagen, aber das bringt’s, mit Verlaub, eben nicht. Wer’s mag, ok. Aber für mich ist es ja gerade das Schöne bei Karl May (unter anderem), dass er sich eben normalerweise nicht mit Hinz und Kunz beschäftigt, wie sie in rauhen Mengen um uns herumlaufen.

Es ist, sozusagen, (nachgemachter) Karl May für die ganze Familie, und das wird vielen gefallen; was mich (und andere „Eingefleischte“) betrifft, ist es aber damit eben genau das, was ich nicht mag.

Ich habe ca. nur eine knappe Hälfte des Buches gelesen. Sollte das alles in der zweiten Hälfte ganz anders sein, bitte ich natürlich wegen des vorschnellen Urteils um Entschuldigung.


Eintrag von Kurt (vom 11.8.2005)

Für unkritische Fans, die Geschichten mit den Figuren Karl Mays lesen wollen, ganz sicher eine reizvolle Lektüre.

Dem Kenner Karl Mays und seiner Werke werden eher die "Haare zu Berge stehen" und verständnislos den Kopf schütteln über diese Epigonen Mayscher Werke.

Seriösen Karl-May-Leser sei von der Lektüre abgeraten.

 
Auflage: 1
Auflage: 1